Auf den Zahn gefühlt
"Der goldene Zahn" - so heißt eine Anthologie, erschienen 2005 im Bookspotverlag.
Darin Geschichten von 22 ausgewählten Autoren, die an einem von der Zeitschrift "Das Dentallabor" in Kooperation mit dem bereits erwähnten Bookspotverlag ausgelobtem Wettbewerb teilnahmen. Als Sponsor wird der Verlag Neuer Merkur GmbH genannt, der immerhin 1ooo Euro (1. Platz 500, 2. + 3. Platz je 250) stiftete.
"Die Jury - ihr gehörten Dr. Angelika Schaller, Barbara Schuster, Eva Weigl und Burkhard P. Bierschenck an, vergab die ersten drei Plätze an: Ulrike Renk „Blind Date“ (1. Preis), Helga Frien „Das Beste“ (2. Preis) sowie Christoph Steier „Kafkas Zahn“ (3. Preis)" - so kann man es auf der Bookspotseite lesen.
Ja und? Nichts und. Ich befand und befinde mich immer noch in Besitz dieser Anthologie (ich nehme an, ein Verlegenheitsweihnachtsgeschenk - gebraucht war es auch schon!) und erhielt so Gelegenheit, die drei Siegergeschichten miteinander vergleichen zu können. Ich lasse mich hier zu keiner detaillierten Textbewertung bzw. -analyse hinreißen, gleichwohl ich Steiers Geschichte "Kafkas Zahn" hinreißend finde und sich die anderen beiden Wortproduktionen m. E. wie Beipackzetteln (= Aneinanderreihung von Nebenwirkungen, weil man diese eben anführen muss) dagegen ausnehmen. Nur deshalb begann ich zu recherchieren und stieß dabei auf einige "Auffälligkeiten" - nicht weiter schlimm, aber irgendwie lustig.
So dachte ich beispielsweise, eine Jury solle relativ unabhängig sein. In unserem Fall ist bzw. war sie das mit Sicherheit nicht, denn sämtliche Jurymitglieder kennen einander vom Verlag Neuer Merkur, dessen Geschäftsführer uns schon geläufig ist: es ist der Mann mit dem süffig auszusprechenden Namen "Bierschenck". Der damit natürlich auch automatisch die Zeitschrift "Das Dentallabor" über hat, weil die ja wiederum vom Verlag Neuer Merkur produziert wird. Und der Bookspotverlag gehört ihm sowieso.
Mit anderen Worten: Herr Bierschenck ist die Zeitung, ist der Sponsor, ist die Jury, ist der Verlag. Multipler Werbomane? Nein, schon klar, auf diese Weise kann er gleich mehrere seiner Unternehmen anpreisen ;-)
Hier tut er das auf nahezu vollendete Weise: In seiner PR-Agentur referenziert er auf sieben Unternehmen, die allesamt ihn selbst als Geschäftsführer ausweisen:-)
Nun gut. Schnell findet man heraus, dass die zweite Preisträgerin (Helga Frien) schon zuvor in Anthologien des Bookspotverlages vertreten war. Geht mich das was an? Nicht wirklich, gewundert hab ich mich einfach, da die Wahrscheinlichkeit, von 545 Einsendungen gerade als Bookspotautorin auf Platz 2 zu landen, sooo groß nicht ist ...
Auf Seite 149 der Anthologie beginnen die biographischen Angaben über die Autoren, brav werden deren bisherige Veröffentlichungen aufgezählt, auch die dazugehörigen Verlage genannt, nur bei Frau Frien hat man den Verweis auf frühere Veröffentlichungen beim Bookspotverlag vergessen. Vielleicht kann man das in der 2. Auflage korrigieren?!
Besteht womöglich auch eine Verbindung zur ersten Preisträgerin, Frau Ulrike Renk?
Renk, Renk ... endlich fiel es mir ein, hatte sie nicht bei Frau Ina Coelen (die kennen wir bereits aus dem vorherigen Post über den "Glauser") im Leporelloverlag ihr Erstlingswerk veröffentlicht (erschienen November 2005)? Da wirkt sich ein erster Platz natürlich nicht schlecht aus. Die Damen kennen einander ja bestens, nicht zuletzt von gemeinsam veranstalteten Lesungen.
Jedenfalls habe ich dann noch einmal meine gebookmarkte Syndikatsseite aufgerufen und dort über die Entstehungsgeschichte dieser Autorengruppe für deutschsprachige Kriminalliteratur gelesen.
Auszug aus ebendort: "Ebenfalls schnell war der Beschluß gefaßt, DAS SYNDIKAT selbst nicht als eingetragenen Verein zu organisieren, sondern einen kleinen, schlagkräftigen, wenn möglich steuerlich begünstigten Förderverein deutschsprachige Kriminalliteratur e.V. ins Leben zu rufen. Dieser sollte sich die Unterstützung der Aktivitäten des SYNDIKATES zu einer seiner wichtigsten Aufgaben machen."
Auch Frau Coelen kam schon mehrfach in den Genuss einer Unterstützung seitens des "fdk", hat auch schon Erfahrungsberichte verfasst. Das Prinzip ist ja recht einfach: Als eines von ca. 400 Mitgliedern des Syndikats zahlt sie einen jährlichen Beitrag und darf sich daher Unterstützung erwarten.
Kürzen wir das Ganze ab, sonst wird´s noch langweiliger. Es gibt keine direkte Verbindung zwischen Frau Renk und Herrn Bierschenck, wenngleich natürlich eine Sache schon zum Schmunzeln ist: 1. Vorsitzender dieses Fördervereins ist - wieder einmal! - Herr Burkhard Bierschenck. :-))
So, genug für heute, mir raucht der Kopf.
Wenn sich da nur nicht immer dieser widerliche Gedanke bei mir einstellte, dass hunderte von mal mehr, mal weniger ambitionierten/talentierten Schreiber(inne)n als Gratistextlieferanten für gewitzte Verleger herhalten müssen. Ob sie das wohl tun würden, wüssten sie, dass die besten Plätze womöglich schon gebucht sind?
"Der goldene Zahn" - so heißt eine Anthologie, erschienen 2005 im Bookspotverlag.
Darin Geschichten von 22 ausgewählten Autoren, die an einem von der Zeitschrift "Das Dentallabor" in Kooperation mit dem bereits erwähnten Bookspotverlag ausgelobtem Wettbewerb teilnahmen. Als Sponsor wird der Verlag Neuer Merkur GmbH genannt, der immerhin 1ooo Euro (1. Platz 500, 2. + 3. Platz je 250) stiftete.
"Die Jury - ihr gehörten Dr. Angelika Schaller, Barbara Schuster, Eva Weigl und Burkhard P. Bierschenck an, vergab die ersten drei Plätze an: Ulrike Renk „Blind Date“ (1. Preis), Helga Frien „Das Beste“ (2. Preis) sowie Christoph Steier „Kafkas Zahn“ (3. Preis)" - so kann man es auf der Bookspotseite lesen.
Ja und? Nichts und. Ich befand und befinde mich immer noch in Besitz dieser Anthologie (ich nehme an, ein Verlegenheitsweihnachtsgeschenk - gebraucht war es auch schon!) und erhielt so Gelegenheit, die drei Siegergeschichten miteinander vergleichen zu können. Ich lasse mich hier zu keiner detaillierten Textbewertung bzw. -analyse hinreißen, gleichwohl ich Steiers Geschichte "Kafkas Zahn" hinreißend finde und sich die anderen beiden Wortproduktionen m. E. wie Beipackzetteln (= Aneinanderreihung von Nebenwirkungen, weil man diese eben anführen muss) dagegen ausnehmen. Nur deshalb begann ich zu recherchieren und stieß dabei auf einige "Auffälligkeiten" - nicht weiter schlimm, aber irgendwie lustig.
So dachte ich beispielsweise, eine Jury solle relativ unabhängig sein. In unserem Fall ist bzw. war sie das mit Sicherheit nicht, denn sämtliche Jurymitglieder kennen einander vom Verlag Neuer Merkur, dessen Geschäftsführer uns schon geläufig ist: es ist der Mann mit dem süffig auszusprechenden Namen "Bierschenck". Der damit natürlich auch automatisch die Zeitschrift "Das Dentallabor" über hat, weil die ja wiederum vom Verlag Neuer Merkur produziert wird. Und der Bookspotverlag gehört ihm sowieso.
Mit anderen Worten: Herr Bierschenck ist die Zeitung, ist der Sponsor, ist die Jury, ist der Verlag. Multipler Werbomane? Nein, schon klar, auf diese Weise kann er gleich mehrere seiner Unternehmen anpreisen ;-)
Hier tut er das auf nahezu vollendete Weise: In seiner PR-Agentur referenziert er auf sieben Unternehmen, die allesamt ihn selbst als Geschäftsführer ausweisen:-)
Nun gut. Schnell findet man heraus, dass die zweite Preisträgerin (Helga Frien) schon zuvor in Anthologien des Bookspotverlages vertreten war. Geht mich das was an? Nicht wirklich, gewundert hab ich mich einfach, da die Wahrscheinlichkeit, von 545 Einsendungen gerade als Bookspotautorin auf Platz 2 zu landen, sooo groß nicht ist ...
Auf Seite 149 der Anthologie beginnen die biographischen Angaben über die Autoren, brav werden deren bisherige Veröffentlichungen aufgezählt, auch die dazugehörigen Verlage genannt, nur bei Frau Frien hat man den Verweis auf frühere Veröffentlichungen beim Bookspotverlag vergessen. Vielleicht kann man das in der 2. Auflage korrigieren?!
Besteht womöglich auch eine Verbindung zur ersten Preisträgerin, Frau Ulrike Renk?
Renk, Renk ... endlich fiel es mir ein, hatte sie nicht bei Frau Ina Coelen (die kennen wir bereits aus dem vorherigen Post über den "Glauser") im Leporelloverlag ihr Erstlingswerk veröffentlicht (erschienen November 2005)? Da wirkt sich ein erster Platz natürlich nicht schlecht aus. Die Damen kennen einander ja bestens, nicht zuletzt von gemeinsam veranstalteten Lesungen.
Jedenfalls habe ich dann noch einmal meine gebookmarkte Syndikatsseite aufgerufen und dort über die Entstehungsgeschichte dieser Autorengruppe für deutschsprachige Kriminalliteratur gelesen.
Auszug aus ebendort: "Ebenfalls schnell war der Beschluß gefaßt, DAS SYNDIKAT selbst nicht als eingetragenen Verein zu organisieren, sondern einen kleinen, schlagkräftigen, wenn möglich steuerlich begünstigten Förderverein deutschsprachige Kriminalliteratur e.V. ins Leben zu rufen. Dieser sollte sich die Unterstützung der Aktivitäten des SYNDIKATES zu einer seiner wichtigsten Aufgaben machen."
Auch Frau Coelen kam schon mehrfach in den Genuss einer Unterstützung seitens des "fdk", hat auch schon Erfahrungsberichte verfasst. Das Prinzip ist ja recht einfach: Als eines von ca. 400 Mitgliedern des Syndikats zahlt sie einen jährlichen Beitrag und darf sich daher Unterstützung erwarten.
Kürzen wir das Ganze ab, sonst wird´s noch langweiliger. Es gibt keine direkte Verbindung zwischen Frau Renk und Herrn Bierschenck, wenngleich natürlich eine Sache schon zum Schmunzeln ist: 1. Vorsitzender dieses Fördervereins ist - wieder einmal! - Herr Burkhard Bierschenck. :-))
So, genug für heute, mir raucht der Kopf.
Wenn sich da nur nicht immer dieser widerliche Gedanke bei mir einstellte, dass hunderte von mal mehr, mal weniger ambitionierten/talentierten Schreiber(inne)n als Gratistextlieferanten für gewitzte Verleger herhalten müssen. Ob sie das wohl tun würden, wüssten sie, dass die besten Plätze womöglich schon gebucht sind?